Die Welt retten… Erfahrungen aus der Arbeit mit dem Inneren Team

Heidelberg, 11.04.2022.


(Philipp Dinkel & Andrea Commer) 


In unseren Seminaren ist eine geläufige Frage für die Eingangsrunde „Wie ich heute hier bin“.

Diese Frage wurde in der jüngeren Vergangenheit immer auch mit Blick auf die Umwelt" im Sinne Ruth Cohns (TZI – Themenzentrierte Interaktion) beantwortet. Im Seminargeschehen sind die einzelne Person, die Gruppe insgesamt, das gemeinsame Lernthema und die Umwelt, auch Globe genannt, wirksame Faktoren. 


Bereits Corona wirkte, allein schon wegen der immer wieder neuen Regelungen, zwangsläufig in die Seminare hinein. Die seit Ende Februar anhaltenden kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine blieben natürlich auch nicht außen vor. 


In unserem Berliner März-Seminar zur Arbeit mit dem „Inneren Team“ nach Schulz von Thun gelang es, die Balance aus einerseits persönlicher Betroffenheit und Sorge mit humorvollem Eintauchen in die methodische Arbeit andererseits zu verbinden. 

Die Teilnehmenden fanden „in sich“ Weltenretter*innenund Ohnmächtige, mit der Welt Verbundene und Oligarch*innen, Privilegierte und Verunsicherte, Pragmatiker*innen und Gelähmte 


Textfeld 

 

Innere Anteile, die bislang einen guten Job machten, fühlten sich plötzlich von Zweiflern zur Seite gedrängt. Deren Stimmen klangen dafür umso lauter: „Welchen Sinn macht meine Arbeit, wenn in der Nachbarschaft Krieg herrscht?“, „Ist es noch OK, sein Leben zu genießen und eigene Ziele zu verfolgen, wenn an anderer Stelle Tod und Vernichtung um sich greifen?“  

Von diesen großen Fragen erschüttert zeigten sich auch innere Teammitglieder, die bisher, nahezu gänzlich verborgen, aus dem Schatten traten. Genervt von sich zuspitzenden Themenlagen plädierten sie für radikales Scheuklappen aufsetzen, sich ein dickes Fell wachsen lassen und dafür, die Moral auch mal ruhen zu lassen/das „sich verantwortlich fühlen“ auch mal hintenanzustellen 

Dank einer gekonnten Seminarleitung (😉) gelang es nicht nur, diesen Playern eine Stimme zu geben, sondern auch, sie in einen konstruktiven Dialog miteinander zu bringen. Im Ergebnis zeigten sich neue sowohl-als-auch Kompetenzen im Umgang mit den aktuellen geopolitischen Ereignissen. Sich einlassen und engagieren gepaart mit Selbstfürsorge und Abgrenzungsfähigkeit erwiesen sich als gute Grundlage für ein Wiedererstarken der eigenen Handlungsfähigkeit.  

In der Reflexion sind spannende Parallelen von Dialog-un-fähigkeit im Innen und Außen erkennbar. Auf gesellschaftlicher Ebene haben wir „dank“ Corona erleben müssen, dass der Dialog schnell abbrechen kann. Immer wieder ging es darum, wer die lautere Stimme hat, statt um einen gemeinsamen Diskurs. Der aktuelle kriegerische Konflikt entfacht eine ähnliche Dynamik.  

Als Individuum können wir wahrscheinlich nicht auf alle Entwicklungen im Außen Einfluss nehmen, wohl aber den inneren Dialog pflegen und erhalten. Wenn das gelingt, können wir auch gelassener mit Anderen agieren, als zumindest kleinen Schritt, die Welt ein wenig besser zu machen 😊 


Der nächste Seminartermin zum Inneren Team ist am 21.-23.09.2022 in Heidelberg. Info und Anmeldung finden Sie hier.